World Cheese Awards: So funktioniert der grösste Käsewettbewerb der Welt
Bern war im November 2025 die Capital of Cheese: 265 internationale Experten bewerteten 5244 Käse aus 46 Ländern. Das Listicle mit Antworten auf die elf wichtigsten Fragen zur Käse-Weltmeisterschaft.

Kurz & bündig
World Cheese Awards 2025 in Bern: 5244 Käse aus 46 Ländern, blind bewertet von 265 internationalen Expertinnen und Experten.
Teilnahmebedingungen, Käsesorten, Kategorien und Jury-Verfahren: Welche Milcharten zugelassen sind und warum kleine Käsereien gute Chancen haben.
Von Bronze über Silber, Gold und «Super Gold» bis zum World Champion Cheese: Wie die Bewertung funktioniert.
Strenge Schweizer Importregeln: Warum alle Käse nach dem Wettbewerb entsorgt werden mussten – und einige trotzdem gegessen wurden.
1. Seit wann gibt es die World Cheese Awards – und wer organisiert den Wettbewerb?
Die World Cheese Awards wurden 1988 gegründet und sind heute weltweit einer von zwei bedeutenden Käse-Wettbewerben. Die britische Guild of Fine Food organisiert den Wettbewerb und legt die Regeln sowie das Jury-Verfahren fest.
Bei der ersten Ausgabe 1988 wurden rund 250 Käse bewertet, 2025 in Bern waren es bereits 5244 Käse.
2025 war die Schweiz erstmals Gastgeberin; über 10’000 Menschen besuchten das Event in der «Capital of Cheese» Bern. 2026 wird das Event in Córdoba (Spanien) stattfinden.
2. Wieso gibt es zwei Käse-Weltmeisterschaften?
Neben den World Cheese Awards gibt es den World Championships Cheese Contest in Wisconsin (USA). Die beiden Wettbewerbe setzen unterschiedliche Schwerpunkte:
Die World Cheese Awards finden jedes Jahr in einem anderen Land statt und wirken wie ein internationales Schaulaufen: ein sensorisches Festival mit über 5000 Käsen aus fast 50 Ländern, einer international besetzten Jury und starkem Fokus auf Vielfalt und Genuss.
Der World Championships Cheese Contest in Wisconsin ist ein technischer Präzisions-Contest: strenges Punktesystem, klarer Fehlerkatalog, Fokus auf Produktions- und Qualitätsanalyse statt Publikumsshow.

3. Wie viele Käse werden eingereicht – und aus welchen Ländern?
Für die World Cheese Awards 2025 wurden 5244 Käse aus 46 Ländern eingereicht. Zu den stärksten Nationen zählen die Schweiz, Italien, Spanien, Frankreich und Grossbritannien.
2025 beteiligten sich erstmals auch Produzenten aus Afghanistan und Panama.
Die Jury verkostete klassische Hartkäse ebenso wie seltene Sorten aus Eselsmilch oder Kamelmilch – und sogar Käse, deren Formen an Schokoladentorten oder übergrosse Feigen erinnerten.
4. Wer darf teilnehmen – und was kostet es? Haben kleine Produzenten überhaupt eine Chance?
Alle Käseproduzenten mit einem marktreifen Produkt dürfen teilnehmen. Die Teilnahmegebühren liegen je nach Unternehmensgrösse zwischen 70 und 110 Euro pro Käse.
Der Wettbewerb steht allen offen. Kleine Hofkäsereien gewinnen regelmässig Medaillen, weil die Jury nur die sensorische Qualität bewertet.
Sortenorganisationen wie Le Gruyère AOP oder Emmentaler Switzerland schneiden dank ihrer konstanten Qualität gut ab; der Wettbewerb bevorzugt jedoch keine Marken.

5. Welche Milcharten und Kategorien sind zugelassen?
Die World Cheese Awards akzeptieren Käse aus Kuh-, Schaf-, Ziegen- und Büffelmilch, sofern sie den lebensmittelrechtlichen Vorgaben entsprechen.
Käse aus Kamel-, Esel- oder Stutenmilch werden selten eingereicht, können aber teilnehmen.
Die Jury bewertet Weich-, Halbhart- und Hartkäse sowie Blauschimmelkäse, Geschmacksvarianten und Spezialformen. Nicht zugelassen sind vegane Alternativen, da sie rechtlich nicht als Käse gelten.
6. Welche Käse haben eher weniger Chancen?
Weichkäse wie Brie und Camembert erzielen seltener hohe Bewertungen. Sie verderben schneller, reagieren empfindlich auf Transport und entwickeln leichter sensorische Fehler. Darum überzeugen oft Hart- und Halbhartkäse wie Parmesan, Gouda sowie Berg- und Alpkäse.
Eine Ausnahme bildet der portugiesische Queijo de Ovelha Amanteigado, ein Weichkäse, der 2023 Weltmeister wurde.

7. Wer sitzt in der Jury?
An den World Cheese Awards 2025 kamen 265 Fachleute aus 38 Ländern zusammen; dazu gehörten Käserinnen und Käser, Köchinnen und Köche, Händler, Importeure und Fachjournalisten.
Sie verkosteten an 110 Tischen in Zweier- oder Dreierteams jeweils rund 50 Käse.
8. Wie wird beurteilt, welcher Käse gewinnt?
Die Jury bewertet Aussehen, Textur, Aroma und Geschmack der Käse. Herkunft, Tradition, Marketing oder Nachhaltigkeit beeinflussen das Urteil nicht; die Jury entscheidet allein nach sensorischer Qualität.
Die Jury verkostet die Käse von mild nach intensiv. Zwischen den Proben neutralisieren die Juroren ihre Zunge mit einem Granny Smith Apfel: Dessen Säure und Wassergehalt lösen Fett- und Proteinrückstände auf der Zunge, die knackige Textur reinigt mechanisch, und der neutrale Geschmack verhindert aromatische Überlagerungen.

9. Wie funktioniert die Blindverkostung?
Bei der Blindverkostung werden den Juroren nicht die Augen verbunden – aber sie sehen nur den Käse und eine Nummer. Angaben zu Produzent, Herkunft oder Marke fehlen bewusst. Die Veranstalter blenden alles aus, was Erwartungen wecken könnte.
Die Jury verteilt die Käse zufällig auf die Tische, sodass ein Mozzarella zwischen einem Roquefort und einem Emmentaler liegen kann. Das garantiert einen fairen Test – fordert aber die sensorische Konzentration der Jury stark.
10. Was bedeuten Bronze, Silber, Gold und Super Gold?
Die Juroren vergeben Bronze, Silber oder Gold. Der beste Käse eines Tisches erhält den Titel Super Gold und qualifiziert sich damit für die nächste Runde.
Die Super-Jury mit 14 Mitgliedern verkostet alle 110 Super-Gold-Käse nochmals und kürt den World Champion Cheese.
Der beste Käse der Welt kommt aus der kleinen Bergkäserei in Vorderfultigen südlich von Bern. Dort bringen die Bauern ihre Milch immer noch mit einem Handkarren zu Fuss in die Käserei. Die Bergkäserei werde ich demnächst besuchen, die Reportage dazu erscheint später.

11. Was passiert mit den Käselaiben nach der Bewertung?
2025 entsorgten die Veranstalter alle 5244 Käse, weil viele aus Ländern stammten, aus denen Milchprodukte gar nicht in die Schweiz eingeführt werden dürfen.
Die Behörden erlaubten den Wettbewerb nur unter der Bedingung, dass die Veranstalter alle Käse nach der Juryphase vernichten.
Die Organisatoren verpflichteten sogar die Juroren, drei Tage nach dem Wettbewerb keine Tiere zu berühren, um mögliche Keime nicht zu übertragen.
Womit die Schweizer Organisatoren nicht gerechnet hatten: In der Nacht durchsuchten Foodsave-Aktivisten die unbewachten Abfallcontainer und holten grosse Mengen Käse heraus.


