Was die Ernährungswende der Welt bringt: 10 Billionen Dollar Gewinn/Jahr und Milliarden gesunde Menschen
Unser Ernährungssystem zerstört mehr Wohlstand, als es schafft. Es macht Menschen krank, Böden unfruchtbar und das Klima instabil. Das zeigt eine Studie der Food System Economics Commission. FSEC.

Kurz & bündig
Unser Ernährungssystem zerstört mehr Wohlstand, als es schafft – eine neue Studie zeigt, wie wir mit der Ernährungswende das Blatt wenden können.
Eine weltweite Ernährungswende würde jedes Jahr bis zu 10 Billionen Dollar «Gewinn» bringen (das Bruttoinlandsprodukt BIP der gesamten Europäischen Union) und Milliarden Menschen gesünder machen.
Dieser «Gewinn» entsteht nicht im Handel, sondern in gesünderen Körpern, fruchtbareren Böden und stabileren Gesellschaften.
Wenn wir weitermachen wie bisher, zahlen wir doppelt: an der Supermarkt-Kasse und in der Krankenkasse.
Nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Ernährung sind keine Luxusideen, sondern eine ökonomische Notwendigkeit. Das belegt eine neue Studie der Food System Economics Commission (FSEC), einem internationalen Zusammenschluss führender Fachleute aus Ökonomie, Umwelt- und Ernährungsforschung.
Die Studie «The Economics of the Food System Transformation» zieht ein klares Fazit: Eine weltweite Agrar- und Ernährungswende würde bis 2050 jährlich 5 bis 10 Billionen US-Dollar an volkswirtschaftlichem «Gewinn» schaffen – und zugleich Hunger, Umweltzerstörung und Krankheiten deutlich verringern.
Diese Summe im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt BIP (Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen) von Staaten:
5 Billionen US-Dollar : BIP von Deutschland
10 Billionen US-Dollar: BIP der Europäischen Union EU
Eine weltweite Ernährungswende hätte jedes Jahr denselben ökonomischen Effekt, als entstünde ein zweites Deutschland oder eine zweite EU – nur gesünder, gerechter und klimafreundlicher.
Ein «Gewinn» in Form von vermiedenen Kosten, die uns krank und arm machen und die Umwelt zerstören
Dieser «Gewinn» würde sich zusammensetzen als eine Summe aus vermiedenen Kosten und zusätzlichen gesellschaftlichen Nutzen.
Sinkende Gesundheitskosten (4–5 Billionen Dollar/Jahr): Weniger Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes entlasten die öffentlichen Gesundheitssysteme massiv. Gleichzeitig steigen Produktivität und Lebensqualität, weil Menschen länger gesund bleiben.
Umwelt und Klima (3 Billionen Dollar/Jahr): Intakte Böden, sauberes Wasser und weniger Klimaschäden bedeuten geringere Folgekosten durch Extremwetter, Erosion oder Biodiversitätsverlust.
Sozioökonomische Effekte (2 Billionen Dollar/Jahr): Gerechtere Einkommen in der Landwirtschaft, mehr regionale Wertschöpfung und stabilere Märkte verringern Armut und Migration. Auch die Arbeitsproduktivität steigt, weil gesündere Menschen besser arbeiten und weniger Fehltage haben.
Von diesem «Gewinn» profitieren würden die Staaten, die Unternehmen und Landwirte – aber auch jeder Einzelne von uns.
Landwirtschaft und Ernährungssysteme machen uns krank und die Umwelt kaputt
«The Economics of the Food System Transformation» beschreibt die Ernährungswende umfassender als jede Studie zuvor. Sie zeigt: Die Landwirtschaft steht am Kipppunkt. Das Ernährungssystem verursacht rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen – und produziert gleichzeitig Überfluss und Mangel.
Bis 2050 werden rund 640 Millionen Menschen unterernährt sein, während 1,5 Milliarden an Adipositas leiden (BMI über 30). Ernährungsbedingte Krankheiten belasten die Gesundheitssysteme stärker als viele Infektionskrankheiten.
Die Forschenden des FSEC fassen es drastisch zusammen: «Wir leben in einem System, das uns krank und den Planeten kaputt macht. Die politischen Rahmenbedingungen müssen dringend verändert werden.»
So kommen Umwelt und Gesundheit mit der Ernährungswende wieder ins Gleichgewicht
Der FSEC-Report bleibt nicht bei der Diagnose stehen. Er zeigt drei Hebel, wie eine Ernährungswende gelingen kann:
Nachhaltig produzieren und faire Einkommen für Bauernfamilien sichern.
Lebensmittelverschwendung verringern – vom Feld bis zum Teller.
Gesund essen und damit Körper und Umwelt entlasten.
So lässt sich das Klima stabilisieren – und die Lebensqualität von Milliarden Menschen verbessern. Die Gewinne der Gesellschaft übertreffen die Kosten der Umstellung bei Weitem: weniger Gesundheitsausgaben, geringere Umweltschäden, stabilere lokale Wirtschaften.
Wer weitermacht wie bisher, zahlt doppelt – an der Supermarktkasse und in der Krankenkasse. Die Ernährungswende ist kein Idealismus, sondern Realpolitik mit gesundem Menschenverstand.
Weblink zum FSEC Global Policy Report:
«The Economics of the Food System Transformation»
Hinter dem FSEC-Bericht stehen renommierte Institutionen wie das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Weltbank und die London School of Economics. Ihr gemeinsames Ziel: Regierungen mit Fakten zu befähigen, Ernährungssysteme so zu gestalten, dass sie Gesundheit, Wohlstand und Ökosysteme zugleich stärken.
Wichtiger Beitrag, danke! Mir fehlt nur der Hinweis auf tierische "Lebensmittel", deren Produktion der größte Umweltsünder in der Landwirtschaft ist (und deren übermäßiger Konsum gesundheitliche Probleme hervorruft). Wird das in dem Bericht nicht erwähnt?
Spannend, Danke!